Frühjahrsputz für Kopf & Herz in 5 Schritten
Es blüht und zwitschert wieder um uns herum. Der Frühling hat definitiv Einzug gehalten. Mit dem Frühling kommen normalerweise auch neue Energie, neue Ideen und der Tatendrang, aufgeschobene Dinge anzupacken und die eigene Umgebung frisch und neu zu gestalten.
Doch der Frühling ist nicht nur eine ideale Zeit um Haus und Garten einen Frühjahrsputz zu verpassen, sondern auch um dich selbst einem Frühjahrsputz zu unterziehen! Denn was nützt das schönste Äussere, wenn in deinem Innen ein Gefühlschaos herrscht, weil sich Dinge angesammelt haben, die dir das Leben schwer machen? Wenn du dir Veränderung für dein Leben wünschst, dann nimm dir zuerst die Zeit, Platz für das Neue zu schaffen!
Im Folgenden zeige ich dir 5 Schritte, die dir dabei helfen, dein Inneres zu ordnen und Altes loszulassen, damit es Platz gibt für die gewünschte Veränderung in deinem Leben!
1. Lass deine Vergangenheit los
Wenn du dich immer wieder dabei ertappst, wie du gedanklich und emotional in deine Vergangenheit abtauchst und Ärger, Wut, Trauer, Scham und Selbstmitleid über Geschehenes oder Verpasstes dich einholen, dann ist es an der Zeit, die Vergangenheit bewusst loszulassen.
Meine eigene Vergangenheit hat mich viele Jahre lang daran gehindert, wirklich frei und unbeschwert leben zu können. Immer wieder haben mich Ärger, Traurigkeit, Hilflosigkeit und Selbstmitleid eingeholt und mich emotional schachmatt gesetzt. Bis ich erkannt habe, dass ich nur glücklich, kraftvoll und innerlich lebendig werden kann, wenn ich die Vergangenheit mit all ihren schwierigen Erinnerungen und den dazugehörigen Emotionen bewusst loslasse. Ich habe plötzlich verstanden, dass jeder Mensch, der sich als Opfer seiner Geschichte fühlt, ungewollt zum Täter wird. Zuallererst gegen sich selbst. Weil er sich selbst nicht freigibt in ein selbstbestimmtes und freies Leben, sondern sich miserabel und klein hält, indem er fortwährend seine Wunden leckt.
Wie kann ich meine Vergangenheit loslassen?
Indem du dich mit dir und deiner Geschichte versöhnst! Versöhnung ist weder ein Schönreden noch ein Wegschauen, sondern eine bewusste Entscheidung, die wir zuallererst einmal für uns selbst fällen. Denn indem wir uns bereit erklären für Versöhnung, geben wir uns selbst frei um zu wachsen und zu heilen.
1. Benenne was war: Was hat es mit dir getan? Wie hat es dich verletzt?
2. Nimm dir Zeit nochmals bewusst zu trauern oder wütend zu sein: Sitze bewusst mit deinen Emotionen. Nimm sie wahr. Drücke sie aus.
3. Anerkenne, dass du das Geschehene nicht mehr ändern kannst: Es ist Teil deiner Geschichte. Doch du hast es in der Hand die Zukunft zu gestalten.
4. Versöhne dich mit deiner Geschichte: vergib dir selbst, anderen und auch dem “Leben/Schicksal/Gott”, indem du sie aus ihrer “Schuld” dir gegenüber entlässt. Das heisst, dass du dein Recht auf Rache (z.B. in Form von Schuldvorwürfe) und/oder dein Anspruch auf Wiedergutmachung loslässt. Dieser Prozess ist zuallererst ein innerpsychischer Prozess. Mache ihn nicht von anderen Menschen abhängig.
5. Versöhne dich mit Menschen: wenn es möglich ist, suche die Versöhnung mit den betroffenen Menschen. Ob sie sich mit dir versöhnen wollen, liegt in ihrem Ermessen. Du kannst ihnen aber auf jeden Fall deine Vergebung für ihr (un)bewusstes Handeln zusprechen. Wichtig: auch wenn man sich versöhnen kann, heisst das nicht, dass man ab jetzt in Kontakt bleiben muss.
6. Entscheide dich immer wieder neu loszulassen: Versöhnung mit der eigenen Geschichte ist kein einmaliger Akt, sondern ein Prozess.
Deine Vergangenheit hat dich zu dem gemacht, was du heute bist
Beim Loslassen hilft oft auch ein Perspektivenwechsel: deine Vergangenheit hat dich zu dem gemacht, was du heute bist.
Also anstatt darüber zu trauern, dass du als Kind gemobbt wurdest, fokussiere dich auf das, was du dabei gelernt hast:
Hättest du schon in deiner Jugend angefangen, deine Interessen beharrlich zu verfolgen?
Hättest du gelernt, dass dein Äusseres nicht darüber bestimmt, wer du bist?
Hast du nicht da gelernt, nie aufzugeben?
2. Lass ungewollte Gewohnheiten los
Im Laufe unseres Lebens schleichen sich meist unbewusst ganz viele Gewohnheiten in unser Leben ein, die uns eigentlich nicht gut tun. Sei es ein übermässiger Social-Media-Konsum, eine zu schnelle und falsche Ernährung, wenig sportliche Betätigung oder auch Fingernägel-Kauen und wenig schlafen. Denn wir Menschen sind sehr bequeme Wesen und suchen stets den Weg des geringsten Widerstandes.
Es macht deshalb Sinn, immer mal wieder die eigenen Gewohnheiten zu überprüfen, denn die Art und Weise, wie du gelernt hast zu "überleben" in all den Anforderungen des Lebens, ist vielleicht nicht mehr die Art und Weise, wie du heute leben möchtest.
Wie kann ich meine Gewohnheiten ändern?
Nicht von heute auf morgen, aber Schritt für Schritt. Wenn du also zum Beispiel gerne eine Marathon-Läuferin werden möchtest, aber bis jetzt überhaupt keine Routine mit Joggen hast, dann erwarte nicht, dass du von jetzt auf jetzt deine Ernährung umstellen kannst, regelmässig joggen gehen wirst und immer früh ins Bett kommen wirst, damit deine körperliche Regeneration sichergestellt ist. Brich dein grosses Ziel in einzelne kleine Schritte und dann führe immer nur eine kleine Veränderung nach der anderen ein. Dadurch wirst du sehr viel weniger inneren Widerstand erleben und dadurch mehr Erfolgserlebnisse haben, was eine zusätzliche Motivation ist.
Zudem weiss man heute, dass die eigene Willenskraft alleine nicht genügt um nachhaltige Veränderungen herbei zu führen. Denn die Willenskraft ist ein Muskel, der schnell ermüdet. Deshalb ist es für nachhaltige Veränderung wichtig, dein Umfeld deiner Veränderung anzupassen. Design beats willpower, wie es im Amerikanischen so schön heisst. Also gestalte dein Umfeld so, dass es dich in deinem Vorhaben unterstützt. Wenn du also regelmässig joggen gehen möchtest, suche dir eine Laufpartnerin und plane fixe Termine mit ihr im Kalender ein.
Und wenn du wirklich grosse Veränderung wie Essensgewohnheiten umstellen, viel Gewicht verlieren oder Mindset-Veränderungen in Angriff nehmen möchtest, dann sei dir nicht zu schade, in einen entsprechenden Experten-Coach zu investieren. Es wird sich auf alle Fälle lohnen. Denn mit jedem Mal, wo du top-motiviert deine gewünschten Verhaltensänderungen nicht erreichst, sinkt deine Bereitschaft, es nochmals zu versuchen.
3. Lasse Menschen los
Um herauszufinden, welche Menschen das sind, überlege dir einmal, welche Menschen in deinem Umfeld dir eigentlich gar nicht gut tun und dir Energie rauben, anstatt dir Energie zu geben. Sei es weil sie ständig über andere Menschen herziehen oder weil sie alle und alles für ihr Leben verantwortlich machen. Vielleicht bemerkst du beim genauen Hinschauen auch, dass du Zeit mit Menschen verbringst, denen du gar nicht (mehr) wichtig bist, weil sich die Menschen und die Umstände verändert haben.
Menschen loszulassen ist nicht einfach. Durch die gemeinsame Geschichte fühlen wir oft eine gewisse Loyalität, ja vielleicht sogar eine Verantwortung all diesen Menschen gegenüber. Doch jeder Mensch in unserem sozialen Netz fordert seinen eigenen mentalen Raum und Zeit-Einsatz. Darum ist es weise, sich immer mal wieder zu überlegen, bei welchen Menschen die Zeit gekommen ist um sie loszulassen.
Und nur weil man Menschen loslässt, heisst das nicht, dass man auch die gemeinsame Geschichte nun schlecht machen und loslassen muss. Bewahre die schönen gemeinsamen Erlebnisse und Zeiten wie ein Schatz in deinem Herzen.
4. Lösche deine mentale To-do-Liste
Viele von uns tragen eine übergrosse mentale To-Do-Liste mit sich herum. “Ich sollte, ich müsste, ich würde gerne, es wird doch erwartet, sie zählen auf mich, alle machen es so…” Dies führt irgendwann unweigerlich zu einem mentalen Overload.
Normalerweise ist diese mentale To-Do-Liste nichts Konkretes, das auf einem Papier fein säuberlich niedergeschrieben ist, sondern sie schwebt meist schemenhaft in unseren Köpfen herum. Deshalb ist sie auch so belastend. Denn wir können sie weder richtig fassen noch jemals wirklich abarbeiten. Doch sie fordert fortwährend unsere Aufmerksamkeit und belastet uns latent mit Schuldgefühlen.
Wie kann ich meine mentale To-Do-Liste löschen?
Je klarer du weisst, wohin dein Leben dich führen soll und was/wer deine Verantwortung ist, desto klarer wirst du sehen, was du wirklich zu tun hast und welche To-Dos du aus deinem mentalen System getrost löschen darfst.
1. Schreibe alles auf, was aufpoppt, damit es fassbar wird.
2. Kläre Erwartungen und Ziele:
ist das, was auf deiner mentalen To-Do-Liste auftaucht, etwas, das dir Spass macht ODER dich deinem Ziel UND/ODER deiner Art, leben zu wollen, näher bringt? Oder aber ist es etwas, das gar nicht dein Ziel ist, sondern das Ziel oder die Erwartung von jemand anderem? Ist es vielleicht etwas, was alle anderen tun und du denkst, es auch tun zu müssen?
Sei mutig dabei, Dinge, die dir weder Spass machen, noch deinem Ziel oder deiner Art leben zu wollen entsprechen, von deiner To-do-Liste zu streichen.
3. Verantwortlichkeiten klären:
Wie oft tun wir etwas, was eigentlich gar nicht unsere Aufgabe wäre. Deshalb möchte ich dich ermutigen, grosszügig zu delegieren. Wie oft habe ich schon erlebt, dass wenn ich etwas delegiert habe, weil ich es nicht mehr als meine Verantwortung empfand, es für mein Gegenüber auch plötzlich an Wichtigkeit verlor: so kann es sein, dass das alljährliche, gross aufgezogene Familien-Weihnachtsfest, bei dem die ganze Verwandtschaft nicht müde wurde zu erwähnen, wie schön und wichtig dieses Fest doch für den Zusammenhalt der Familie sei und wie unverzichtbar, plötzlich nicht mehr stattfindet, nachdem die Person, die es bis anhin immer organisiert hatte, die Organisation dem Rest der Familie abdelegierte.
Und dann möchte ich dich auch ermutigen, alle offenen Tabs auf deinem Computer, alle aufgehobenen Heftchen, Zeitungsschnitzel, Notizlisten auf Papier oder auf dem Handy usw, mit all den vielen “Ich sollte, ich müsste, ich würde gerne, hier steht wie man es richtig machen würde, so machen es doch alle, wenn ich dann mal Zeit habe usw.” gnadenlos zu löschen. Schaffe Raum in deinen Gedanken für die Gegenwart und lasse deine Gefühle zur Ruhe kommen, weil es keine never-ending, ungreifbare, ständig meckernde, mentale To-Do-Liste mehr gibt!
5. Investiere in dein Wachstum
Und nun fange an, den frei gewordenen Platz in deinem Leben, mit neuen Inhalten zu füllen. Warte nicht damit, bis alles perfekt “ausgemistet” oder perfekt “aufgeräumt” ist. Genauso wie deine reale Wohnung niemals perfekt aussehen wird - ausser du möchtest nicht mehr darin leben und sie als Schau-Wohnung gebrauchen ;) - wird auch deine innere Wohnung niemals perfekt sein. Darum lass deinen Anspruch an Perfektion los. Lass deine Selbstzweifel los. Lass deine Selbstablehnung los und fange an, dich so anzunehmen, wie du bist. Denn deine Wohnung, die du 24/7 bewohnst, ist dein Körper. Deine Realität sind deine Emotionen und Gedanken. Und wenn du dich darin nicht wohl fühlst, weil du immer nur siehst, was nicht gut genug ist, wirst du niemals frei, glücklich und kraftvoll sein können.
Wir wissen meist sehr genau, wie unsere Körper aussehen sollen. Doch weit wichtiger ist es zu wissen, wie unser Inneres sich anfühlen soll. Dein Gehirn ist ein Chemie-Baukasten. Lerne dir deinen perfekten Chemie-Mix zusammen zu stellen, indem du herausfindest, welche Aktivitäten, Menschen und (Lebens-) Ziele dich am meisten lebendig und glücklich machen! Und dann hole dir mehr von diesen Dingen in dein Leben und mache sie zu deiner Priorität. Fülle den nun frei gewordenen Platz damit auf. Das heisst nicht, dass du ab jetzt immer glücklich sein wirst, aber du kannst lernen, immer schneller und besser deine Gefühle zu steuern. Denn deine Gefühle sind nichts Zufälliges.
Du hast die Erlaubnis dich zu verändern
Ja, du musst nicht mehr die gleiche Person sein, die du vor 15 Jahren warst. Auch nicht die, die du noch vor 15 Minuten warst. Ohne Erklärung und Entschuldigung darfst du als Innenarchitektin von dir selbst, dein Inneres entrümpeln, umstellen und neu ausstatten!
Ich wünsche dir von Herzen viel Mut beim Loslassen deines mentalen Ballastes und viel Freude beim Gestalten deiner inneren Lebendigkeit!
Deine Yvonne